Fortsetzung von Teil 1 des Interviews vom Freitag, 22.02.2016:
<link kategorie gesellschaft-und-politik beitrag interview-mit-robert-baer-teil-1-der-staat-jugoslawien-stand-diesem-strategischen-entwurf-im-wege>Interview mit Robert Baer Teil 1 - "Der Staat Jugoslawien stand diesem strategischen Entwurf im Wege"

 

Kommen wir auf die Situation im Kosovo zu sprechen.

Gehen Sie davon aus, dass mit der Abspaltung Kosovos von Serbien, der Zerfallsprozess Jugoslawiens beendet ist?

RB: Das hängt davon ab, wie sich die innenpolitische Lage Kosovos entwickelt. Der Zerfallsprozess, von dem Sie sprachen, also im klassischen Sinne ist sicherlich vorbei. Mich würde es aber nicht wundern, wenn die Albaner bald auch albanische Gebiete in den Nachbarstaaten beanspruchen würden, also in Serbien und Mazedonien.

Der damalige deutsche Außenminister Fischer sprach von einem drohenden Ausschwitz, womit er die westliche Intervention damals moralisch zu rechtfertigen gedachte.

RB: Als deutscher Politiker hätte er eigentlich über ein gewisses historisches Gespür verfügen sollen, bezüglich solcher unsachlichen Vergleiche. Es gab zwei strategische Gründe, für ein unabhängiges Kosovo: Wegen der mineralischen und natürlichen Ressourcen und natürlich wegen der geplanten Errichtung von Bondsteel, dem Militärstützpunkt, mitten im Herzen Südost-Europas.

Viele Kosovaren sind aber heute noch dankbar, für die westliche Intervention von damals.


RB: Ich würde eher behaupten, sie waren es. Denn bis heute hat sich die ökonomische Lae nicht verbessert.Die Menschen fliehen doch aus dem Land. Der Staat ist nicht lebensfähig.

Ich möchte kurz über Ihre Motivation sprechen, was Ihre publizistische Arbeit angeht, seitdem Sie aus dem CIA ausgeschieden sind. Möchten Sie das Ansehen der USA beschädigen?

RB: Im Gegenteil, ich bin ein amerikanischer Patriot, der sich Sorgen macht, über diese desaströse Politik der letzten Jahrzehnte, speziell seit dem Ende des Kalten Krieges, die das Ansehen der USA weltweit sinken lassen.

Sie sprechen diesbezüglich auch von dem Nahen Osten, nehme ich an?

RB: Mit Sicherheit. Dort ist ein Brandherd entstanden, für den die USA große Verantwortung tragen.

14 Jahre, nachdem man in Washington den "War on Terror" verkündete, scheint dieses Phänomen lebendiger denn je. Der "War on Terror" war ja auch von Anfang an völlig falsch konzipiert, was weniger an geheimdienstlichen Mängeln lag, sondern vielmehr mit der Inkompetenz der damaligen Führung in Washington zusammenhängt. Lassen Sie mich bitte aber noch etwas zu dem Begriff Terrorismus äußern. Es ist ein Fehler zu glauben, so wie es uns medial vermittelt wird, als wäre Terrorismus etwas Neues. Terrorismus ist so alt wie die Menschheit selbst und trat in allen Erdteilen auf. Auch das Blutbad in Paris war kein Einzelfall, sondern eingebettet in eine Reihe von jüngsten Anschlägen, von Beirut bis hin zum Abschuss des russischen Passagierflugzeuges über der Halbinsel Sinai.

Könnten Sie bitte noch einmal auf die Fehler des "War on Terror" eingehen, welche damals praktiziert wurden, wie Sie es eben andeuteten?

RB: Schauen Sie, Terrorismus ist eine Art der Kriegsführung, eine der ältesten der Welt, wie ich eben ausführte. Nach 9/11 wurde das Bild aufgebaut, der Terrorismus sei etwas Neues. Neu war nur das Ausmaß, flankiert von modernster Technik in Verbindung mit Verkehrsmitteln, und die Symbolkraft, die durch die Auswahl der Ziele zum Ausdruck kamen und deren Bilder um die Welt gingen.

Terrorismus gab es schon zu Zeiten der Bibel und auch davor. Selbst in den USA gab es dieses Phänomen, denken wir an die Ermordung diverser Präsidenten oder an den Anschlag von 1995 in Oklahoma City. Bei einem Krieg gegen den Terror ist der Gegner in diesem Fall in keiner Weise definiert, wie in der konventionellen Kriegsführung, wenn Staaten gegen Staaten kämpfen.

Wenn man also einen Krieg gegen den Terror ausruft, steht man vor einem Dilemma, da man sich dann auf das Feld der asymmetrischen Kriegsführung begibt, eine der schlimmsten Kriegsführungen überhaupt, wie schon die Römer einst in Germanien erfahren mussten. Hinzu kommt , dass nach dem 11. September 2001 völlig falsche Schritte eingeleitet wurden.

Inwiefern?

RB: Die meisten der Täter von 9/11 hatten die saudische Staatsbürgerschaft und das Attentat wurde in Saudi-Arabien konzipiert. Zwar nicht von der saudischen Regierung, doch gedeckt von einflussreichen Kreisen dort. Das wurde auch schnell ermittelt. Statt aber den engen Verbündeten Saudi-Arabien unter Druck zu setzen, wurde Afghanistan als Kriegsziel ausgewählt, obwohl bis heute kein einziger Afghane als Täter oder Mittäter von 9/11 ermittelt werden konnte. Noch weniger hatten der Irak und Hussein etwas damit zu tun."

Vielen Dank Robert Baer

 

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